12/01/2009

Familie! Keine Perfektion






Klassiker etwa von Charles und Ray Eames werden nicht als Solitäre auf kühlem Marmorboden, sondern, ganz unspektakulär, in ihrer natürlichen Umgebung gezeigt: vor einem überquellenden Bücherregal oder in der Küche unter Schürze und Topfdeckeln. Das kleine Heft ist allerdings auch kein Designmagazin, sondern „die erste tatsächlich interessante Wohnzeitschrift der Welt“, wie das Schweizer „Magazin“ kürzlich schrieb.


















Denn mit ihrem „everyday life interiors magazine“, einer spanisch-italienischen Koproduktion, wollen die Herausgeber zeigen, wie junge Leute in aller Welt wirklich wohnen. Der – anfangs für viele schockierende, inzwischen preisgekrönte – Vitra-Katalog und „Apartamento“ zeigen Einrichtungen, die passen zum Patchwork-Leben, wie es die meisten heute führen, ob in der Familie oder im Beruf.
















Der eigenwillige Mix aus teuren Design-Ikonen, Ikea-Möbeln, Fundstücken vom Flohmarkt und gelebtem Leben ist sehr viel anregender für den Betrachter als die von einem Innenarchitekten durchgestylten leeren Luxusvillen. Warum nicht den Tisch in den Flur stellen, eine Wand grün streichen? Die hier gezeigten Wohnungen sind mit dem Bewohner gewachsen und wachsen weiter mit ihnen mit. Es geht nicht mehr ums richtige, sondern ums wirkliche Leben. Das hat etwas ausgesprochenes Erfrischendes. Man guckt diese Bilder genauso gerne an wie der britische Designer James Irvine Leute besucht, die nicht, wie die meisten seiner Freunde, Designer, Architekten oder Künstler sind: „Ach, endlich! Eine normale Familie! Keine Perfektion.“ Lieber als auf einer weiteren kühlen schwarzen Ledercouch sitze er mit einer Tasse Tee auf dem Blümchensofa seiner Tante. Selbst von einem Blümchensofa kann man ja was lernen – nämlich dass ein Sofa bequem sein muss.

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